Endlich ist es wieder soweit: die Fußballeuropameisterschaft hat gestartet. Und wenn alles gut geht, können wir gleich im Anschluss die Athlet:innen bei den olympischen Spielen anfeuern. Ein guter Zeitpunkt, um neben all der Freude über wiedergewonnene Normalität und sportlicher Begeisterung wieder einmal die Frage aufzuwerfen, ob Mega-Sport-Events wie Fußballmeisterschaften und die Olympischen Spiele zur Achtung und Förderung der Menschenrechte positiv oder doch eher negativ beitragen.
Das Verhältnis von Sport und Menschenrechten ist zweischneidig: Auf der einen Seite spielt Sport eine wichtige Rolle bei der weltweiten Förderung der Menschenrechte, auf der anderen Seite werden die Menschenrechte ständig durch Ereignisse verletzt, die direkt oder indirekt mit Sport verbunden sind.
Sport gilt als einer der besten Botschafter für die Förderung der Menschenrechte und der Inklusion aller. Durch Sport lernen Menschen Werte ohne Rücksicht auf Unterschiede in Geschlecht, Nationalität, Alter oder gar körperlicher Verfassung. Zusätzlich beziehen beide großen internationalen Sportverbände (FIFA und IOC), welche mehr Mitgliedsstaaten als die Vereinten Nationen und somit eine enorme globale Reichweite besitzen, die Menschenrechte in ihre Grundprinzipien und Grundwerte ein. Daher wird Sport allgemein als Förderer für Frieden und Entwicklung und als Vorbild für die Förderung der Menschenrechte verwendet.
Im Gegensatz dazu sind Mega-Sportereignisse wie die Olympischen Spiele oder die Fußballweltmeisterschaft auch dafür bekannt, dass sie bei der Vorbereitung auf die Veranstaltung mit einer Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland einhergehen. Die am häufigsten gemeldeten Vorfälle während des Austragungsprozesses von Mega-Sportveranstaltungen betreffen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit, die gewaltsame Vertreibung von Menschen ohne Entschädigung und die Ausbeutung von Arbeiter:innen, die die Stadien bauen.
In einem Artikel von 2018 habe ich die Auswirkungen von Mega-Sportereignissen auf die Menschenrechtslage im Gastgeberland analysiert. Im ersten Teil diskutiere ich das Verhältnis von Sport und Menschenrechten und die Rolle von Sport-Mega-Events, im zweiten Teil geht es um die Verantwortlichkeiten der internationalen Sportorganisationen und deren Prozesse und Abläufe. Im dritten Teil präsentiere ich die langfristigen Auswirkungen von Mega-Sport-Events anhand einer Fallstudie zu Brasilien, welches innerhalb von zwei Jahren zwei Mega-Sport-Events mit der FIFA und dem IOC veranstaltete.